Hallo!
Wieder mal Zeit fuer einen Blog - ich war nachlaessig genug. Es ergibt sich einfach dass dieser Tage sozusagen der Alltag Fuss gefasst hat, nachdem die Kultur selbst nicht mehr so neu ist und man auch im Spital nicht mehr taeglich ueberrascht ist.
Also werde ich versuchen den Alltag ein wenig zu beschreiben. Die Arbeit im Spital - arbeiten tun wir nicht wirklich, wir sind eigentlich ziemlich nutzlos und stehen halt herum und sehen bei Operationen zu wie s uns gefaellt, das liegt vor allem an sprachlichen Schwierigkeiten, daran dass uns kaum jemand wirklich sagen kann was zu tun waere, aber die anderen Studenten stehen auch meistens nur herum, ich glaube das liegt wiederum daran, dass an der Abteilung 90 Studenten sind... - also die Arbeit im Spital unterscheidet sich in den Prozeduren nicht so wesentlich, vielleicht am ehesten noch darin dass ein bisschen sparsamer mit Ressourcen umgegangen wird (z.B. zerschnittener sterlier Gummihandschuh zum Anschlingen der Gefaesse, keine Clips fuer die Gefaesse, sondern Faden, verwenden von billigeren Medikamenten) und dass manchmal die hygienischen Richtlinien nicht ganz so genau genommen werden. Aber im Prinzip ist alles gleich. Das Patientengut ist wie erwaehnt ganz anders. Riesentumoren stehen an der Tagesordnung, die Patienten kommen in Stadien die bei uns unvorstellbar sind, entweder aus Geldmangel oder aus Vertrauen in die traditionelle Medizin. Erst kuerzlich hatten wir einen etwa 20jaehrigen mit einem Fussballgrossen (!!) Tumor am Knie, Rhabdomyosarkom, das Bein wurde an der Huefte exartikuliert, trotz allem nur eine palliative Massnahme: Lebenserwartung an die 6 Monate. Was bei uns wahrscheinlich in eine Publikation finden wuerde, ist hier gar nichts wirklich besonderes. Solche Faelle gibts am laufenden Band.
Das Essen ist gewoehnungsbeduerftig, aber sobald man weiss was man zu tun hat, wirklich verdammt gut. Und immer verdammt scharf, inzwischen bin ichs endlich halbwegs gewohnt, aber noch weit davon entfernt, was hier sogar die Kinder und Grosseltern essen. Einzig das pikante in der Frueh schaff ich nicht, da bekommen wir Gottseidank Toast, wenigstens eine kleine Erleichterung.
Interessant find ich den Kontrast, dass die Indonesier, die zuhause und privat ein sehr stilles, sanftes Gemuet haben und immer leise sprechen, sehr bescheiden sind etc., im oeffentlichen Leben so richtig Laerm machen, mit ihren Mopeds mit abgeschnittenem Auspuff, Angkots (Minibussen) mit maximaler Lautstaerke, Karaoke ebenfalls kurz vorm Uebersteuern der Anlage etc. Man hat den Eindruck dass sie ihre eigene Vorstellung der westlichen Welt haben und alles daran setzen, diese auch in Indonesien zu realisieren - dass dann natuerlich eine ganz andere Kreation entsteht, die mit unserer westlichen Welt nichts zu tun hat, ist klar. Es ist sozusagen die moderne indonesische Welt - irgendwie find ichs nur schade, denn die traditionelle indonesische Kultur ist spannend - warum muessen so viele Voelker auf dieser Erde so zwanghaft dem Westen nacheifern?
Das Volk der Minang ist uebrigens eine Matriarchie, und das ist im Alltag durchaus bemerkbar. Weniger im Spital oder in anderen Institutionen, die regionsuebergreifend funktionieren, aber im Familienleben ist klar dass die Frauen Boss sind. Auch im Erbrecht macht sich dies bemerkbar, im Todesfall der Eltern geht der Besitz in den Eigentum der erstgeborenen Tochter ueber. Diese nimmt auch in der Familie die Rolle des Vize-Oberhaupts ein, so wie eben in patriarchalischen Gesellschaften der erstgeborene Sohn. Faszinierend, dies einmal so zu erleben.
An Sehenswuerdigkeiten kann ich die Dschungelwanderung von Sonntag erwaehnen. Wir fuhren 3 Stunden zu einer Art Schlucht, senkrecht links und rechts 100 m Felshang, sehr beeindruckend. Dahinter wird es wieder offener, es entsteht so eine Art Kessel, und wir wanderten den Hang hinauf ueber einen Steig, und oben dann den Huegel entlang, wobei es einiges an Panorama zu bestaunen gab. Der Dschungel ist aber nicht so, wie ich mir den Amazonas vorstelle - der Wald war unserem Wald gar nicht so unaehnlich im Hinblick auf Dichte der Pflanzen, kaum Tiere die bemerkenswert waeren, aber halt doch von der Pflanzenwelt viel an Farnen, Palmen, und viele Pflanzen die ich nicht kenne. Auch eine Fleischfressende Pflanze sahen wir, der Bluetenkelch voll von toten Ameisen, und dann auch noch Riesenameisen (3-4cm gross, wie aus einem Horrorfilm). Eine tolle Wanderung.
Und natuerlich die Traumstraende, gestern waren wir wieder an so einem. Palmen, Sonne, Sand und Meer - was soll ich noch mehr sagen?
Alles in allem sehr schoen, wobei natuerlich Padang selbst als Stadt praktisch nichts zu bieten hat. Die Schoenheit von Indonesien liegt in der Natur, und deshalb kann ich s kaum erwarten, wenn naechsten Sonntag endlich unsere Reise losgeht - es gibt so viel zu entdecken, die Zeit ist zu knapp egal wie grosszuegig man sie bemisst. Aber in 3 Wochen werden wir sicher einiges sehen - ich freu mich schon!
LG
Kay
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