Montag, 27. Juli 2009

Langsam geht der Aufenthalt dem Ende zu... und die Reise beginnt...

Es ist erstaunlich wie schnell die Zeit vergeht, und vor allem, dass unabhaengig von der Dauer, die man an einem Ort verbringt, das Muster immer dasselbe ist: Bis zur Halbzeit scheint die Zeit manchmal geradezu stillzustehen, aber danach verfliegt sie nur so. In 5 Tagen trete ich den Weg nach Jakarta an, wo ich mich endlich mit Brigitte treffen kann, und dann geht die Reise an. All das natuerlich jetzt, wo ich mich so langsam richtig eingelebt habe, weiss wie alles geht, wie man sich hier eine richtig gemuetliche Zeit machen kann.

Es waere gelogen zu sagen dass ich unbedingt laenger hier in Padang bleiben will: Zu sehr lockt natuerlich die Reise, all die neuen interessanten Orte die uns dabei erwarten, und vor allem natuerlich die Tatsache, endlich wieder zu zweit mit Brigitte zu sein. Aber die Unannehmlichkeiten, die einem vor allem am Anfang des Aufenthalts das Leben schwer machen, die kalten Kellen-Duschen, der ewige Reis, der Laerm, die Hitze, all das stoert inzwischen bei weitem nicht mehr so, und ich koennte es definitiv noch ein wenig aushalten hier. Ueberhaupt entdeckt man ja erst mit der Zeit all die kleinen Juwele, den Strand zum Surfen zum Beispiel (ja, auch das hab ich mit maessigem, aber doch vorhandenem Erfolg probiert), den Strand zum Schwimmen, die Orte zum Fortgehen und Essen...

Besonders genial war der Ausflug letztes Wochenende. In meinem Tagebuch steht: "Bei Sonnenuntergang halten wir an einem traumhaften Ausblicksort, der eine grosse Bucht ueberschaut, die links und rechts weite Auslaeufer hat. Gen Westen verwoehnen uns die warmen Farbenspiele des Sonnenuntergangs, im Norden kriecht der Regen langsam ueber die Berge und schafft ein duester romantisches Bild in Grautoenen, im Sueden ist noch mehr Himmel sichtbar und beschert uns melancholische Blau- und Violettvariationen. Zusammen ergibt sich eine unvergleichliche Komposition, die kein Fotoapparat einfangen kann." Das ist natuerlich sehr schwuelstig umschrieben (und wahrscheinlich von meiner derzeitigen Lektuere aus dem Jahr 1896 zu stark inspiriert), aber die Schoenheit dieses Augenblicks kann seinesgleichen wirklich lang suchen. Ein Moment an den ich noch lange denken werde!

Wir verbrachten den Sonntag auf zwei Inseln, eine davon kann man auf http://www.cubadak-paradisovillage.com sehen, die andere war genauso schoen, aber mit freiem Eintritt. Eine Partie, die schnorcheln ging, konnte sogar eine Schildkroete sehen, auch aus dem Boot wurde zweimal eine solche entdeckt, nur ich war leider immer zur richtigen Zeit am falschen Ort. Vielleicht werden wir auf den Gili Inseln mehr Glueck haben. Die Insel war auf jeden Fall wieder ein Traum, noch schoener als Pulau Sikuai, wo die ersten Fotos aufgenommen wurden: Ein feinkoerniger heller Sand, Palmen, tuerkisblaues Wasser, kaum Menschen.... es mag schon sein dass es noch schoenere Straende hier gibt, aber weniger Menschen kann man wohl kaum wo finden, und so ist es die absolute Entspannung.

Zur Reiseroute - geplant ist Folgendes: Am Samstag kommt Brigitte an. Danach besuchen wir Bogor, wo es botanische Gaerten von Weltformat zu bestaunen geben soll. Weiter gehts nach Pangandaran, ein Geheimtipp am Suedufer von Java, der fuer die vulkanischen schwarzen Straende bekannt ist. Kultur finden wir in Yogyakarta, wo auch die beruehmten Tempel Borobudur und Prambanan auf dem Programm stehen. Der Lust nach Wanderungen und Bergsteigen koennen wir hoffentlich im Osten von Java mit Besteigungen des Gunung Bromo und Kawah Ijen genuegen. Danach geht es ueber Bali direkt zu den Gili Islands, hierfuer sind 4 Tage veranschlagt. Das laesst uns 3 Tage die wir frei einteilen koennen, sei es auf den Gilis, auf Lombok oder eben doch auf Bali. Den 22ten August verbringen wir nach einem Inlandsflug retour noch in Jakarta, und um Mitternacht gehts heim, damit wir am 23ten rechtzeitig zum Grillfest zuhause sind. Bitte: Reichlich Salate, denn die sind hier Mangelware.

Yesterday is history, Tomorrow is a mystery, today is a gift, that's why it's called the present. Der Spruch kam mir hier schon mehrmals ueber den Weg, und er beschreibt die Situation perfekt. Man weiss nie, was ein Tag so bringt, aber es ist eigentlich immer genial. Ich freue mich schon auf die naechsten Wochen!

Montag, 20. Juli 2009

Alltag in Indonesien

Hallo!

Wieder mal Zeit fuer einen Blog - ich war nachlaessig genug. Es ergibt sich einfach dass dieser Tage sozusagen der Alltag Fuss gefasst hat, nachdem die Kultur selbst nicht mehr so neu ist und man auch im Spital nicht mehr taeglich ueberrascht ist.

Also werde ich versuchen den Alltag ein wenig zu beschreiben. Die Arbeit im Spital - arbeiten tun wir nicht wirklich, wir sind eigentlich ziemlich nutzlos und stehen halt herum und sehen bei Operationen zu wie s uns gefaellt, das liegt vor allem an sprachlichen Schwierigkeiten, daran dass uns kaum jemand wirklich sagen kann was zu tun waere, aber die anderen Studenten stehen auch meistens nur herum, ich glaube das liegt wiederum daran, dass an der Abteilung 90 Studenten sind... - also die Arbeit im Spital unterscheidet sich in den Prozeduren nicht so wesentlich, vielleicht am ehesten noch darin dass ein bisschen sparsamer mit Ressourcen umgegangen wird (z.B. zerschnittener sterlier Gummihandschuh zum Anschlingen der Gefaesse, keine Clips fuer die Gefaesse, sondern Faden, verwenden von billigeren Medikamenten) und dass manchmal die hygienischen Richtlinien nicht ganz so genau genommen werden. Aber im Prinzip ist alles gleich. Das Patientengut ist wie erwaehnt ganz anders. Riesentumoren stehen an der Tagesordnung, die Patienten kommen in Stadien die bei uns unvorstellbar sind, entweder aus Geldmangel oder aus Vertrauen in die traditionelle Medizin. Erst kuerzlich hatten wir einen etwa 20jaehrigen mit einem Fussballgrossen (!!) Tumor am Knie, Rhabdomyosarkom, das Bein wurde an der Huefte exartikuliert, trotz allem nur eine palliative Massnahme: Lebenserwartung an die 6 Monate. Was bei uns wahrscheinlich in eine Publikation finden wuerde, ist hier gar nichts wirklich besonderes. Solche Faelle gibts am laufenden Band.

Das Essen ist gewoehnungsbeduerftig, aber sobald man weiss was man zu tun hat, wirklich verdammt gut. Und immer verdammt scharf, inzwischen bin ichs endlich halbwegs gewohnt, aber noch weit davon entfernt, was hier sogar die Kinder und Grosseltern essen. Einzig das pikante in der Frueh schaff ich nicht, da bekommen wir Gottseidank Toast, wenigstens eine kleine Erleichterung.

Interessant find ich den Kontrast, dass die Indonesier, die zuhause und privat ein sehr stilles, sanftes Gemuet haben und immer leise sprechen, sehr bescheiden sind etc., im oeffentlichen Leben so richtig Laerm machen, mit ihren Mopeds mit abgeschnittenem Auspuff, Angkots (Minibussen) mit maximaler Lautstaerke, Karaoke ebenfalls kurz vorm Uebersteuern der Anlage etc. Man hat den Eindruck dass sie ihre eigene Vorstellung der westlichen Welt haben und alles daran setzen, diese auch in Indonesien zu realisieren - dass dann natuerlich eine ganz andere Kreation entsteht, die mit unserer westlichen Welt nichts zu tun hat, ist klar. Es ist sozusagen die moderne indonesische Welt - irgendwie find ichs nur schade, denn die traditionelle indonesische Kultur ist spannend - warum muessen so viele Voelker auf dieser Erde so zwanghaft dem Westen nacheifern?

Das Volk der Minang ist uebrigens eine Matriarchie, und das ist im Alltag durchaus bemerkbar. Weniger im Spital oder in anderen Institutionen, die regionsuebergreifend funktionieren, aber im Familienleben ist klar dass die Frauen Boss sind. Auch im Erbrecht macht sich dies bemerkbar, im Todesfall der Eltern geht der Besitz in den Eigentum der erstgeborenen Tochter ueber. Diese nimmt auch in der Familie die Rolle des Vize-Oberhaupts ein, so wie eben in patriarchalischen Gesellschaften der erstgeborene Sohn. Faszinierend, dies einmal so zu erleben.

An Sehenswuerdigkeiten kann ich die Dschungelwanderung von Sonntag erwaehnen. Wir fuhren 3 Stunden zu einer Art Schlucht, senkrecht links und rechts 100 m Felshang, sehr beeindruckend. Dahinter wird es wieder offener, es entsteht so eine Art Kessel, und wir wanderten den Hang hinauf ueber einen Steig, und oben dann den Huegel entlang, wobei es einiges an Panorama zu bestaunen gab. Der Dschungel ist aber nicht so, wie ich mir den Amazonas vorstelle - der Wald war unserem Wald gar nicht so unaehnlich im Hinblick auf Dichte der Pflanzen, kaum Tiere die bemerkenswert waeren, aber halt doch von der Pflanzenwelt viel an Farnen, Palmen, und viele Pflanzen die ich nicht kenne. Auch eine Fleischfressende Pflanze sahen wir, der Bluetenkelch voll von toten Ameisen, und dann auch noch Riesenameisen (3-4cm gross, wie aus einem Horrorfilm). Eine tolle Wanderung.

Und natuerlich die Traumstraende, gestern waren wir wieder an so einem. Palmen, Sonne, Sand und Meer - was soll ich noch mehr sagen?

Alles in allem sehr schoen, wobei natuerlich Padang selbst als Stadt praktisch nichts zu bieten hat. Die Schoenheit von Indonesien liegt in der Natur, und deshalb kann ich s kaum erwarten, wenn naechsten Sonntag endlich unsere Reise losgeht - es gibt so viel zu entdecken, die Zeit ist zu knapp egal wie grosszuegig man sie bemisst. Aber in 3 Wochen werden wir sicher einiges sehen - ich freu mich schon!

LG

Kay

Donnerstag, 9. Juli 2009

Ein paar Fotos

Jetzt hab ich nur schnell ein paar Fotos hinzugefuegt, dass man sieht wie s hier so aussieht. Wirklich vom Feinsten wie man sieht.

Ansonsten hat sich inzwischen nicht viel getan, die Arbeit im Spital ist nach wie vor interessant - gut, arbeiten tu ich nicht, sehr intensives Zusehen halt, aber bitte. Etliche Riesentumoren, Riesenwasserkopf (armes Baby mit Kopf so gross wie ein Fussball, man kann nur hoffen dass da keine bleibenden Schaeden resultieren...), everything's big in Texas, err, Indonesia.

Naja soviel nur als kurzer Post, will das Familieninternet (einzig anstaendige Connection zum hochladen hier) nicht allzuviel belasten!

LG

Kay

Freitag, 3. Juli 2009

Wie immer kommt alles anders als man denkt...

Hallo!

Mehr als eine Woche her dass ich mich gemeldet habe, der Grund geht in etwa aus dem Titel hervor. Wie immer versucht man sozusagen ohne Erwartungshaltung in ein fremdes Land zu gehen, wie immer gelingt es in Wahrheit nicht, und am Schluss ist es ganz anders als man es sich vorgestellt hat - aber meistens ist es deshalb umso besser!

Und genauso ist es auch diesmal wieder. Ich dachte ja, in einem Studentenheim untergebracht zu sein - stimmt nicht. Ich lebe bei einer Gastfamilie - wie gesagt, sehr genial weil ich so die Kultur noch viel intensiver kennenlernen kann, ich haetts vielleicht trotzdem gern gewusst und ein entsprechendes Gastgeschenk mitgebracht - so mussten halt meine mitgenommen Schokoladenreserven dafuer herhalten.

Es ist inzwischen schon einiges passiert, ich werde versuchen ein paar Eindruecke hier zu teilen:

Also - wo beginnen. Vielleicht bei der Familie: Es ist eine fuenfkoepfige Familie: Mutter (Hebamme mit eigener Praxis im Haus, wo auch Geburten, Beschneidungen etc durchgefuehrt werden), Vater (Lehrer am Kolleg), Bruder (Medizinstudent im 5ten Jahr), Schwester (Medizinstudentin im 2ten Jahr), kleine Schwester (goldiges Maederl, lernt traditionellen Tanz, anfangs voll schuechtern, jetzt voll der Schlingel, echt lieb! ). Fuenf Leute sind aber nie im Haus, es sind immer deutlich mehr, abgesehen von der Bedienerin sind da stets noch weitere Leute, und eigentlich wissen wir (= ich und Caroline, die franzoesische Studentin die auch hier wohnt) nicht so genau, wer das alles ist (weitere Bedienerinnen? Grosseltern? Onkeln? Tanten? Nichten? Neffen? Freunde? Wohl alles davon...)

Das Haus besteht im Erdgeschoss in erster Linie aus einem grossen Wohnzimmer mit grossem Lichthof (sagt man das so?) bis in den ersten Stock, am Rande dessen die Stiegen hinauf gehen. Rund um den Lichthof im ersten Stock ist ein Gang mit Gelaender (man schaut also ins Wohnzimmer hinunter), von dort aus gelangt man in die Schlafzimmer. Das Wohnzimmer ist von einem grossen Flatscreen dominiert, rundum stehen Couch und Sesseln, weiters die Essecke, die Kueche ist auch ohne Abtrennung erreichbar, und ein Vorraumbereich. Alles wirkt sehr schoen und neu, Fliesenboeden mit Teppichen, die Farben in Cremetoenen. Bei uns waere das eine eher gehobene Unterkunft, auch die Gegend in der das Haus steht ist keine Nobelgegend und alle umstehenden Haeuser sind deutlich einfacher und weit nicht so schoen. Gehobene Mittelklasse wuerde ich sagen.

Die Schlafzimmer haben keine Klimaanlage (es ist verdammt heiss hier) aber dafuer jeder sein eigenes Badezimmer. Diese verdienen einen eigenen Absatz. Badezimmer in Indonesien heisst ein Nassraum wo meistens ein Loch-im-Boden-Klo, manchmal ein westlicher "Thron" ist, und immer findet sich daneben ein etwa 1x1x1m grosser gefliester Wasserbehaelter, der mit reinem Wasser gefuellt ist, darueber ein Wasserhahn zum Nachfuellen. Auf dem Rand steht eine Kelle, mit der man das Wasser entnehmen kann, um damit das Klo zu spuelen, die Zaehne zu putzen, sich zu duschen (natuerlich ist am Boden ein Abfluss), und sonst auch alles. Das heisst Dusche in dem Sinne gibts eigentlich nicht. Klopapier uebrigens auch nicht. Das bedeutet, in einem Land wie Indonesien ist es falsch zu sagen "Die linke Hand gilt als unrein" - die linke Hand IST unrein, denn was soll man denn machen. OK ich hab mir natuerlich Klopapier besorgt, aber man kann sich sicher sein, dass einen Montezumas Rache (oder das indonesische Aequivalent davon) dann trifft, wenn man dieses nicht dabei hat. Z.b. im OP Bereich, wo es genau so ablaueft. Wie man diese Situation ohne Klopapier und vor allem ohne Handtuch loesen soll, war und ist mir nicht klar, es ist mir aber dennoch ohne hygienisches Debakel einigermassen gelungen. Darauf bin ich stolz.

Mein Zimmer teile ich mit Buja, dem Gastbruder - man kann sich kaum einen gastfreundlicheren Menschen vorstellen, es grenzt schon an Demut. Dieser Mensch laesst mir trotz heftigster Widerrede meinerseits sein DOPPELbett (das man ohne weiteres haette teilen koennen, es ist gross genug) und schlaeft selbst einen Monat auf einer Matratze am Boden. Er wuerde auch nie etwas sagen, egal was ich tue - was insofern schwierig ist, als dass ich natuerlich versuche, ihn sowenig wie moeglich in seinem eigenen Haus einzuschraenken. Nachdem er mir jeden Morgen den Vortritt ins Bad laesst, ist hier also Eile angebracht, um ihn nicht aufzuhalten. Das bedeutet der Wecker laeutet um 6 Uhr, ich versuche innerhalb von 5 Minuten im Badezimmer zu stehen und mir 10 Kellen kaltes Wasser ueber den Kopf zu schuetten, nach weiteren 5 Minuten bin ich fertig (und so geht sich alles in der Frueh noch so einigermassen aus). Ich muss allerdings sagen dass dabei so ein bisschen ein Bundesheer Feeling aufkommt....

Das Essen ist meist delizioes, manchmal extrem grausig, immer scharf. Langsam lerne ich was ich bestellen muss (und was nicht) und so beginne ich, die Kulinarik richtig zu geniessen. Es gibt aber zu jeder Mahlzeit (auch Fruehstueck) grundsaetzlich Reis (Gottseidank bekommen wir wenigstens zum Fruehstueck manchmal Toast), sodass ich schon jetzt voraussagen kann, irgendwann irrsinnigen Heisshunger auf irgendein westliches Essen zu bekommen. Wahrscheinlich stuerme ich dann McDonalds oder KFC, die man hier auch findet - hoffentlich reichts dass ich nur in einem indonesischen Restaurant den empfohlenen Burger mit Pommes esse - das waere sozusagen ein Kompromiss.

Das Spital ist aufgrund der Erdbebengefahr (ein kleines hatten wir schon) ebenerdig und ueber viele Gebaeude verteilt, die durch ueberdachte Gaenge verbunden sind. An der Chirurgie (mit 8 departments) sind ueber 90 (!) Studenten, es ist ziemlich ueberfuellt in der Hinsicht. Bei der Visite heute waren gezaehlte 17 Studenten - ohne uns inzwischen 4 Austauschstudenten. Die Studenten sind hier ganz anders eingespannt als bei uns. Die letzten zwei Jahre sind sie praktisch nur am Spital, wo sie 6 Tage die Woche von 7 bis 2 arbeiten, dazu kommt noch etwa ein Nachtdienst pro Woche. Verdienen tun sie natuerlich nix dabei. Die Medizin selbst hier ist von gutem Standard, nur die Bausubstanz und die Betten etc lassen zu wuenschen uebrig. Hygiene ist OK, im OP alles nach normalen Standards, wirklich nicht sehr anders als bei uns, nur die Krankheiten sind weit extremer als bei uns. Tumoren die man bei uns nur aus dem Textbuch kennt sind hier taegliche Realitaet. Ein Brusttumor so gross wie die ganze Brust, exulzerierend, grauslich. Heute sahen wir ein Maedchen, dass unter dem Mundschleier einen Tumor hatte, der die gesamte Mundhoehle ausfuellt, etwa so gross wie ein Golfball, vielleicht ein bisschen groesser. Wie sie essen kann ist mir ein Raetsel. Die Operation wird auf jeden Fall interessant. Erst gestern sahen wir einen Lungenabszess der die gesamte rechte Lunge verdraengt hat, vermutlich Tuberkulose. Nach der Ausraeumung hat sich die Lunge wieder langsam mit jedem Atemzug ausgedehnt, bis sie wieder fast Normalgroesse erreicht hat - faszinierend zu sehen!!

Die Stadt Padang selbst ist nicht aufregend. Beeindruckend ist nur wieviel Verkehr es hier gibt, es ist kaum zu glauben. Jeder macht alles mit Auto oder vor allem Motorrad/Moped. Die Anzahl von motorisierten Zweiraedern spottet jeder Beschreibung. Der Verkehr selbst folgt keinen Regeln, jeder faehrt wie er will, es funktioniert aber! Liegt wohl daran dass jeder gezwungen ist aufzupassen. Wenn also zwei Autos frontal aufeinander zukommen an einer Ampel die fuer beide Rot ist, einer biegt rechts ab (es ist hier Linksverkehr) und der andere faehrt gerade, dann rollen beide unbeirrt mit 10 km/h aufeinander zu, bis eine Kollision unausweichlich ist wenn nicht einer von beiden stehenbleibt. Meistens bleibt der geradeausfahrende stehen und gibt den Vorrang ab. Der Querverkehr, der ja eigentlich gruen haette, bleibt meistens sowieso stehen.

Besonders sind auch die Opelet, Minibusse. Minibus-Systeme gibts ja ueberall, bemerkenswert ist dass es scheint, als haetten sie alle kollektiv einen Auftritt bei Pimp My Ride gewonnen. Also getuned ist gar kein Ausdruck. Die Minibusse sind alle tiefergelegt, rundum mit Schuerzen bis zum Boden ausgestattet, in grellen Farben bemalt (das zeigt die Route an) und verziert wie ein Rallyeauto, mit Startnummern, Werbeaufschriften (Castrol, Zakspeed, alles irgendwie Auto-related), und dann kommen erst die Extras: Breite Reifen, dicker Auspuff, Hupen in allen Formen, Groessen und Klaengen, zusaetzliche Lichter, Paris-Dakar-maessige Motorlueftungen, boeser Blick sowieso. Steigt man ein, riskiert man einen Tinnitus, denn die gesamt Rueckwand ist ein Subwoofer und der Grossteil aller anderen Flaechen ist von Lautsprechern bedeckt, die auf voller Lautstaerke zeigen was sie koennen. Dass der Fahrer in einem Schalensitz mit Sportlenkrad und Schaltung etc sitzt faellt gar nicht mehr auf. Es ist ein Erlebnis.




Was ich aber erst so langsam wirklich realisiere, ist wie schoen es eigentlich hier ist. Der Clou besteht darin, aus der statt herauszukommen. Der Strand von Padang ist ein Anfang, mit dunkelbraunem Sand und Palmen kann man dort den Sonnenuntergang geniessen. Am Sonntag machten wir aber einen Ausflug auf Pulau Sikuai, eine Trauminsel vor Padang - ein Paradies! Sandstrand mit Palmen, den wir praktisch nur fuer uns allein hatten, Azurblaues und tuerkises Meer, eine sanfte Brise - fast schon kitschig. Es ist wirklich so wie man es sich in seinen Inselphantasien ausmalt, wirklich extrem schoen.


Ein Wort will ich noch verlieren ueber die Indonesier, die wirklich praktisch alle extrem nett und aufrichtig freundlich ist. Im Spital wird man sowieso von jedem angesprochen und willkommen geheissen, jeder will einem helfen sich zurechtzufinden, man fuehlt sich ausgesprochen willkommen. Aber auch auf der Strasse ist man was besonderes, wird staendig angesprochen, aber kaum belaestigt. Besonders beeindruckend finde ich es, dass man bei einem Stand an einem Artikel Interesse zeigen kann, und trotzdem weiter darf, ohne den Artikel zu kaufen. Sie laecheln sogar beim Verabschieden, selbst wenn man denselben Artikel am Nachbarstand kaufen wuerde. Die schon fast sprichwoertliche Freundlichkeit der Asiaten zeigt sich hier in voller Staerke (gut, in Touristenregionen ist es sicher schlimmer, aber hier kommt ja kaum wer her), und in Punkto Gastfreundlichkeit sind die Indonesier in meinem begrenzten Erfahrungsschatz unuebertroffen! Also man macht eigentlich nur positive Erfahrungen!

Na gut - das war mal ein erster Eindruck von dem Land hier - hoffe es hat Spass beim Lesen gemacht. Den Regenguss haben wir jetzt ueberdauert, jetzt wirds wohl weitergehen! Bis bald,

LG

Kay